Draussen schlafen bei -25 Grad Celsius – wie geht das denn?
Angela Wälti

Es ist ein kleines Abenteuer und kostet vielleicht etwas Überwindung, wenn Ihr zum ersten Mal bei tiefen Temperaturen draussen im Zelt schlafen möchtet. Aber Ihr werdet es sicher nicht bereuen. Wer ein Zelt benutzt, erreicht Regionen, die die meisten Menschen nicht zu Gesicht bekommen. Ihr seid unabhängig und nah an der Natur. Wichtig ist eine gute Vorbereitung und die richtige Ausrüstung. Hier ein paar praktische Tipps:

Ohne warme Kleidung geht nichts

Die Vorbereitung beginnt bereits zu Hause. Packt warme Ersatzunterwäsche und Wärmejacke/Hose ein. Orientiert Euch dabei an den zu erwartenden Temperaturen.

Das Wichtigste ist, dass der Körper nicht auskühlt. Daher solltet Ihr nachdem Ihr Euer Zelt aufgestellt habt, die nasse, verschwitzte Kleidung aus- und ein trockenes (Woll)Shirt anziehen. Das nasse Shirt darüber, damit es im Laufe des Abends am Körper trocknen kann. Feuchte Strümpfe werden ebenfalls ausgetauscht.

Mit einer warmen Jacke (und Hose) seid Ihr für den Abend, bis es in den warmen Schlafsack geht, gut gerüstet.

Dass man in den Schuhen schwitzt, kennen alle. Wenn man draussen in der Kälte übernachtet, sollte der Schuh möglichst nicht feucht werden, da er sonst am nächsten Morgen gefroren ist. Unser Tipp ist: eine dünne Socke anziehen, darüber eine VBL-Socke und als äusserste Schicht eine warme Socke. VBL=Vapour Barrier Liner ist eine Barriere, die verhindert, dass die Feuchtigkeit in den Schuh gelangt. Wenn Ihr keine VBL-Socken habt, dann könnt Ihr auch eine feste Plastiktüte nehmen, die erfüllt den gleichen Zweck.

Der Lagerplatz

Sucht Euch für Euer Nachtlager einen windgeschützten Platz. Nachts wird es kalt und wenn Ihr im Wind steht, kann es schnell ungemütlich werden. Ein Schneewall, um das Zelt angehäuft, bietet zusätzlichen Schutz. Wenn Ihr nicht im Zelt kochen wollt, dann muß auch der Platz für den Kocher windgeschützt sein.Ein paar praktische Hinweise, um den Benzinkocher zelttauglich zu machen, findet Ihr im Blogbeitrag „Kochen im Zelt“.

Wer in den Bergen Lapplands auf ein wärmendes Lagerfeuer hofft, der wird ganz sicher enttäuscht werden. Es gibt kein Holz im Hochfjäll und weiter unten in der Waldregion wird es bei 2 m Schneehöhe so gut wie unmöglich sein, trockenes Holz zu finden.

Schlafsack und Liegematte – die richtige Wahl

Beim Schlafsack stellt sich immer wieder die Frage, was besser ist: Daunen oder Kunstfaser. Daune ist bei gleicher Wärmeleistung viel leichter und kleiner verpackbar als Synthetik. Sie wärmt allerdings nur, wenn sie trocken ist. Hier kommt wieder ein VBL zum Einsatz, Vapour Barrier Bag. Den benutzt man wie ein Inlett und verhindert so, daß die Feuchtigkeit, die der Körper über Nacht abgibt, in die Daunenfüllung eindringt.

Bei einer längeren Wintertour kann ein Synthetik-Schlafsack besser sein. Dem kann die Feuchtigkeit nichts anhaben. Aber gute Synthetik-Schlafsäcke haben ein grosses Packmass und sind relativ schwer.

Der beste Schlafsack allein nützt nicht viel, Kälte kommt auch von unten.

Eine gut isolierende Matte mit einem Isolationswert von mindestens 5 (R-Wert) ist unerlässlich. Wenn Ihr aufblasbare Matten verwendet, solltet Ihr unbedingt eine Ersatzmatte (Schaumstoff) mitnehmen.


Die richtige Bekleidung im Schlafsack

Zieht nur so viel an wie nötig und orientiert Euch an der Wärmeleistung Eures Schlafsacks.

Da bewährt sich wieder das Zwiebelprinzip. Ohne (Woll)Unterwäsche und dicke (Woll)Socken wird es meist nicht gehen. Eventuell müsst Ihr noch etwas Wärmendes darüber ziehen.

Man kann den Schlafsack mit einer Wärmflasche etwas vorwärmen. Einfach eine Trinkflasche mit heißem Wasser füllen, unbedingt gut verschliessen und in den Schlafsack stecken. Wärmepads helfen, um kalte Füsse oder Hände aufzuwärmen.

 

Was nehme ich mit in den Schlafsack?

Alles, was Ihr im Zelt habt, gefriert, wird kalt oder mit Reif überzogen, der über Nacht durch die Atemluft entsteht. Alle Dinge, die keine Kälte vertragen, gehören in den Schlafsack, GPS, Handy, Akkus, Zahnpasta, Kontaktlinsenmittel etc.

Feuchte Shirts oder Socken trocknen über Nacht auch im Schlafsack. Kleider, die man am nächsten Tag anziehen will, nimmt man mit hinein. Sie sind dann nicht so kalt, wenn Ihr sie am nächsten Tag anzieht.

Um vor dem Schlafengehen noch etwas Wärme zu tanken, könnt Ihr noch etwas heisses trinken. Für die Nacht eine Thermosflasche mit heissem Tee oder Wasser ist sehr nützlich, dann hat man auch am Morgen nach dem Aufstehen noch etwas Warmes zu trinken.

Eine gute Vorbereitung auf eine solche Tour ist das A&O. So könnt Ihr Eure Tour richtig geniessen. Bei klarem Himmel lohnt es sich sogar mal aus dem Zelt zu gucken, um den schönen, intensiven Sternenhimmel zu betrachten – und wer weiss, vielleicht tanzen auch Nordlichter am Himmel.

Über den Autor

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Rahel
Ist groß geworden an den steilen Hängen der Alpen und dort auch immer noch gern unterwegs. Mittlerweile ist sie aber mindestens genauso gern in Skandinaviens Gebirgen auf Tour. Sie kennt die Outdoor-Hotspots des Nordens. Klettern, Wintertouren, Trekking sind ihr Beruf und ihre Leidenschaft.

Kommentare

2. Juli 2020
wow. Das ist ja hardcore. Mir frieren schon die Zehen beim Lesen! Aber es gibt ja - wie ihr gut beschreibt - hervorragende Kleidung und Ausrüstung!

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